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Benutzeroberfläche


Beurteilung und Bewertung der Benutzeroberfläche
Welche Benutzeroberfläche hat die Software?

Die grafische Benutzeroberfläche ist der sichtbare Teil, der auf dem Bildschirm zu sehen ist, wenn man mit einem Programm arbeitet. Sie ist die Schnittstelle zwischen Mensch und Computer, welche die Steuerung eines Programms erlaubt. Oft wird hierbei der Begriff GUI für graphical user interface - grafische Benutzerschnittstelle benutzt. Heutzutage finden sich in Betriebssystemen wie z.B. Windows oder MacOS, aber auch in Anwendungen viele Symbole, wie beispielsweise der Arbeitsplatz oder der Papierkorb.1 Grafische Benutzeroberflächen benötigten im Vergleich zu Textoberflächen wesentlich mehr Ressourcen und stellen höhere Anforderungen an die Hardware.

Durch die rasche Entwicklung der Hardware haben sich grafische Oberflächen, die mit der Maus oder via Berührung (Touch-Screen) bedient werden, durchgesetzt. Für Software, die nur wenig oder gar keine Benutzerinteraktivität benötigt (z.B. Installationsprogramme, Treiber, Hintergrundprozesse (Cronjobs, Tasks) und Stapelabarbeitungsdateien (Batchdateien) reichen textuelle Oberflächen aus.

Zusammen mit Eingabegeräten wie z.B. Maus und Tastatur tritt der Mensch über die Benutzeroberfläche mit der Software in einen Dialog. Ein Dialog beschreibt die Interaktion zwischen Computer und Mensch. In der Norm EN ISO 9241, Ergonomische Anforderungen für Bürotätigkeiten mit Bildschirmgeräten, werden in Teil 110 behandelt. Folgende Grundsätze werden dort für die Gestaltung und Bewertung eines Dialogs als wichtig erachtet:

  • Aufgabenangemessenheit
    • Der Dialog sollte dem Benutzer nur solche Informationen anzeigen, die im Zusammenhang mit der Erledigung der Arbeitsaufgabe stehen.
    • kontextbezogene Hilfe
    • Den Benutzer möglichst nicht mit unnötigen Aufgabe oder Klicks belasten
    • Unterstützung wiederkehrender Aufgaben (z.B. Makros)
    • Den Aufgaben angemessene Vorgabewerte in Dialogfeldern
    • Undo-Funktionen2
  • Selbstbeschreibungsfähigkeit
    • Zweckmäßige und lehrreiche Rückmeldungen
    • Rückfragen bei wichtigen Operationen
    • Einheitliche Sprache
  • Steuerbarkeit
    • Der Benutzer kann den Dialogablauf starten und Richtung und Geschwindigkeit beeinflussen
    • Bestimmung der Geschwindigkeit, Beeinflussbarkeit von Ein- und Ausgabedaten, so wie Entscheidung wie der Dialog fortgesetzt wird
    • Möglichkeit der Wiederaufnahme am Ausgangspunkt nach Unterbrechung
    • Herstellung letzter gelöschter Objekte
  • Erwartungskonformität
    • Kenntnisse des Benutzers stimmen mit den Anforderungen des Dialogs überein
    • Einheitliche Darstellungen und auch Änderungen
    • Verwendung von vertrautem Wortschatz des Benutzers
    • Bei ähnlichen Arbeitsaufgaben auch ähnliche Gestaltung des Dialogs
    • Nach Eingabe unmittelbare Rückmeldung des Systems
  • Fehlertoleranz
    • Bei Eingabefehlern nur minimale oder keine Korrektur zur Erreichung des beabsichtigten Arbeitsergebnisses nötig
    • Anzeige und Erläuterung von Eingabefehlern
    • Automatische Korrektur von Fehlern, sowie deren Markierung und Möglichkeit der Überschreibung ohne in den Editiermodus3 zu wechseln
    • Aufschub der Fehlerbehebung bzw. Anzeige erst nach Aufforderung durch Nutzer
    • Prüfung von Daten auf Gültigkeit und deren Bestätigung vor Gebrauch
  • lndividualisierbarkeit
    • Einstellungen an spezielle Bedürfnisse und Fähigkeiten des Nutzers möglich
    • Anpassung an Sprache, Wissensstand, kulturelle Eigenheiten (z.B. Tastenbelegung), motorische Fähigkeiten und Wahrnehmungsvermögen des Benutzers
    • Individuelle Darstellung von Ausgaben
    • Umfang der Erläuterungen des Systems auf Kenntnisstand des Benutzers abstimmbar
    • Benutzung des eigenen Vokabulars und einfügen von eigenen Kommandos (Befehlen)
    • Anzeige verschiedener Arbeitsaufgaben in unterschiedlichen Dialogtechniken
  • Lernförderlichkeit
    • Unterstützung des Benutzers beim Erlernen des Systems
    • Zugang zu Regeln und Konzepten zur Erstellung eigener Merkregeln und Ordnungsmuster
    • Unterstützung von Lernstrategien (Learning-by-doing) und deren Wiederauffrischung

Zur Beurteilung und Bewertung von Benutzeroberflächen gehen wir in den folgenden Unterabschnitten auf verschiedene Aspekte der Oberflächen ein.


1 Vgl. auch Wikipedia Grafische Benutzeroberfläche, aufgerufen am 27.09.2022
2 Auch als Rückgängig oder Schritt-Zurück Funktion bekannt
3 Bearbeitungsmodus
Abkürzungen:
GUI: Graphical User Interface
MacOS: Macintosh Operating System
EN: European Norm
ISO: Internationale Organisation für Normung