Software-Tipps

Erläuterungen zur Barrierefreiheit


Zugänglichkeit für Menschen mit Behinderungen

Barrierefrei ist eine Software, wenn sie so gestaltet ist, dass Menschen mit körperlichen oder mentalen Einschränkungen sie in gleicher Weise nutzen können wie Menschen ohne Einschränkungen. Dabei geht es nicht nur um Inklusion, sondern zunehmend auch um gesetzliche Anforderungen sowie um eine bessere Usability für alle Nutzergruppen. Barrierefreiheit ist ein zentraler Aspekt moderner Softwareentwicklung – sowohl für öffentliche Stellen als auch für privatwirtschaftliche Unternehmen. Sie schafft die Grundlage für einen gleichberechtigten Zugang zu digitalen Anwendungen und ist seit Juni 2025 durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in vielen Bereichen verpflichtend.

Rechtlicher Hintergrund

Die gesetzliche Grundlage für barrierefreie Softwaregestaltung wird auf nationaler und europäischer Ebene kontinuierlich erweitert. Zu den wichtigsten Regelungen gehören:

  • Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) - am 28. Juni 2025 in Kraft getreten und betrifft u.a. Anbieter von Software im E-Commerce, Online-Banking, Ticketbuchungen, E-Books und Telekommunikationsdiensten.
  • EU-Richtlinie 2016/2102 - verpflichtet öffentliche Stellen zur barrierefreien Gestaltung ihrer digitalen Angebote.
  • BITV 2.0 (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) – nationale Ausführung der EU-Vorgaben in Deutschland.
  • ISO 9241-171:2008 - internationale Norm zu ergonomischen Leitlinien für die Zugänglichkeit von Software.
Auch in Österreich (Barrierefreiheitsgesetz, BGStG) und der Schweiz (BehiG) gelten entsprechende Vorschriften für digitale Barrierefreiheit.

Beispiele für barrierefreie Softwarefunktionen

  • Tastatursteuerung als vollständige Alternative zur Maus
  • Vermeidung von rein rot-grüner Farbcodierung (Farbenblindheit)
  • Gebärdensprachliche oder visuell unterstützte Interaktion
  • Leichte, intuitive und lernfördernde Dialogführung für unterschiedliche Zielgruppen
  • Bedienung über interne Kommunikationsschnittstellen zu Brailledisplays
  • Unterstützung von Screenreadern durch semantisch korrekt strukturierten Code
  • Individuell anpassbare Schriftgrößen, Schriftarten, Kontraste oder Farbprofile (z. B. Dunkelmodus)
  • Bedienung der Software über Sprachsteuerung
  • Logische und konsistente Navigationssymbole und Menüstrukturen
  • Nutzung einfacher Sprache in Benutzerführung und Hilfetexten

Hilfreiche Standards, Tools und Ressourcen

Bei der Umsetzung barrierefreier Software helfen international anerkannte Standards und praktische Werkzeuge:
  • WCAG 2.1/2.2 (Web Content Accessibility Guidelines) - wichtigste Richtlinien zur digitalen Barrierefreiheit
  • WAI-ARIA - technische Spezifikationen zur Verbesserung der Zugänglichkeit interaktiver Webanwendungen
  • ISO 9241-171:2008 - Leitlinien zur Softwareergonomie und Barrierefreiheit
  • BITV-Test - Prüftool für barrierefreie Webanwendungen in Deutschland
  • Color Contrast Analyzer, axe DevTools, NVDA (Screenreader): Werkzeuge zur Analyse und Simulation barrierefreier Nutzung