Software-Tipps

Software-Customizing


Anpassung der Software an den Benutzer bzw. das Unternehmen
Kann die Software (z.B. bestimmte Funktionen) individuell angepasst werden?
Software Customizing
Software-Customizing: je individueller je näher an der Softwareentwicklung

Unter Standardsoftware verstehen wir Programme, die allgemeingültig entwickelt wurden und für die Nutzung in vielen Unternehmen oder Organisationen angelegt sind. Individualsoftware ist hingegen eine speziell für ein bestimmtes Unternehmen entwickelte Software. Da die Entwicklung einer Individualsoftware viel Zeit benötigt und häufig zu teuer ist, wird oft auf Standardsoftware zurückgegriffen, die den Bedürfnissen des Anwenders angepasst werden kann.

Diese Anpassung der Software nennt man Customizing1 . Sie ist zwar je nach Umfang der Arbeiten aufwendig, aber für den wirtschaftlichen Einsatz der Software auch sehr zweckmäßig. Wir schätzen die Möglichkeiten des Customizing als wichtiges Kriterium für die Beurteilung von Software ein, unabhängig davon, ob das Customizing vom Anbieter oder durch Dritte durchgeführt wird. Das Customizing kann hinsichtlich seiner Komplexität bzw. des Aufwands im Extremfall durchaus mit der Entwicklung von Individualsoftware vergleichbar sein. Allerdings ist es sehr vorteilhaft, wenn überhaupt die Möglichkeit der Anpassung besteht, anstatt mit unzweckmäßigen Funktionen, Abläufen oder Datenstruktur dauerhaft zu arbeiten.

Das Customizing kann folgende Bereiche umfassen:

  • Einstellen von Stammdaten, länderspezifischen Einstellungen (Sprache, Währung), Integration des Corporate Design in Listen und Formularen
  • Abbildung der betrieblichen Organisationsstrukturen
  • Einstellung der Oberflächen (Farben, Menüs)
  • Anpassung der Dokumentationen, Schulungen betreffend der neuen individuellen Funktionen
  • Anpassung von Funktionen (Parameter einstellen, Berechnungen, Abläufe) beispielsweise mit Makrosprachen
  • Abbildung der Datenstrukturen des Unternehmens
  • Einrichtung von Schnittstellen und Anpassung und Anlegen von Datenbanken
  • Programmierung von Modulen
  • Entwicklung von Schnittstellenkonzepten, Adaption der Daten zur Unternehmensstruktur (Organisationsstruktur)

Das Customizing für kleinere Unternehmen ist meist eine erweiterte Installation mit anschließender Parametrisierung. Bei der Parametrisierung werden über das Setzen von Parametern große Funktions-Portfolios auf den vom Nutzer benötigten geringeren Umfang angepasst.

Bei großen Unternehmen, die beispielsweise eine SAP-Software erwerben, kann das Customizing ein aufwendiger Entwicklungsprozess sein, der von speziell ausgebildeten Consultants durchgeführt wird. Der unterschiedliche Customizing-Aufwand ist auf die unterschiedliche Komplexität der eingesetzten Software zurückzuführen.

Auch bei der Frage danach, wer die kundenindividuellen Anpassungsmaßnahmen durchführt, spielt die Komplexität der Software eine Rolle:

  • Kleinere Anpassungen werden durch das Anwenderunternehmen selbst eigenständig oder unter Anleitung eines Supportmitarbeiters des Anbieter bzw. Softwareherstellers durchgeführt.
  • Größere Anpassungen führt meist der Softwarehersteller bzw. Anbieter beim Kunden vor Ort aus. Hierunter fallen vor allem Arbeiten zur Systemintegration.
  • Aufwendigere Customizingprojekte führen oft externe Consultants, Systemhäusern, Programmierer oder SW-Spezialisten durch.

In Bezug auf die Anschaffung einer Software kann Customizing zu unterschiedlichen Zeiten notwendig sein:

  • Anpassung der Software vor und nach der Installation (im Installationsprozess)
  • Pflege und Wartung der Software durch Datenkorrekturen, Datenanpassungen, Einhaltung der Datenintegrität, Funktionsanpassungen, Einrichtung neuer Arbeitsplätze, …während Produktivphase der Software
  • Schnittstellen-Programmierung, Datenaufbereitung und Datenübernahme bei einer möglichen Ablösung der Software

Einen besonderen Fokus sollte man auch auf Updates2 und Upgrades3 nach erfolgten Individualisierungsmaßnahmen richten. Es ist nicht selbstverständlich, bei Updates von Standardsoftware das Customizing in der Kundenversion adäquat zu berücksichtigen. Während beispielsweise länderspezifische Einstellungen in der Regel nicht durch Updates oder Upgrades überschrieben werden, ist dies bei angepasstem Code oder individuell entwickelten und angebundenen Funktionen anders. Nach einem gewöhnlichen Upgrade oder Update müssten die individuellen Funktionen komplett neu eingepflegt werden. Auch der Support sollte konsequenterweise angepasst werden.

Unser Tipp:
Erfragen Sie beim Anbieter, ob die Software grundsätzlich kundenindividuell erweiterbar ist und falls ja, für welche Funktionen bzw. Anwendungsbereiche. Erkundigen Sie sich, welche Art von Services für späteres Customizing angeboten werden oder ob diesbezüglich mit externen Partnern gearbeitet wird? Auch ist es sinnvoll, sich vorab hinsichtlich des dadurch entstehenden zusätzlichen Kosten- und Zeitaufwandes zu informieren.


1 Unter Customizing versteht man die “Anpassung der Standardsoftware an kundenindividuelle Anforderungen”. Vgl. Springer Gabler Verlag (Herausgeber), Gabler Wirtschaftslexikon, Stichwort:Customizing, aufgerufen am 27.09.2022
2 vgl. auch 2.8 Updates
3 vgl. auch 2.9 Upgrade-Möglichkeit
Abkürzungen:
vgl.: vergleiche